Vortrag am Welthospiztag: «Herausforderung Sterben»

Vortrag von Dr. med. Roland Kunz, Palliativmediziner und Geriater, Zürich.

Vortrag am Welthospiztag: «Herausforderung Sterben»

13. Juli 2021 0
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Dr. med. Roland Kunz (l.) im Gespräch mit Martin Schuppli. (Foto: Bruno Torricelli)

Im Rahmen des Welthospiztages am 9. Oktober 2021 lud die Hospizgruppe Sarganserland Interessierte ein ins «Alte Kino Mels» zum Vortrag von Dr. med. Roland Kunz, Palliativmediziner und Geriater, Zürich.

Sterben heute ist nicht mehr das Sterben von gestern. Der Ur-Grossvater wartete noch schmerzgeplagt auf sein letztes Stündlein. Angehörige beteten um Gesundheit und hofften auf ein baldiges Ende. Das Warten konnte dauern.

Diese Zeiten haben sich geändert. Dr. med. Roland Kunz, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, Palliative Care und Geriatrie am Stadtspital Waid in Zürich sagt: «In der Mehrzahl der Fälle stirbt man heute in der Schweiz erst, nachdem entschieden worden ist, das Sterben zuzulassen und nicht länger hinauszuschieben. Und diesen Entscheid kann jeder, kann jede, für sich selbst fällen.»

Auf die Frage: Ob selbstbestimmtes Sterben ein neuer Zwang sei, antwortet der erfahrene Palliativmediziner: «Der Leistungsdruck entsteht einerseits durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen und andererseits durch die grenzenlose Verfügbarkeit der Medizin. Die Leute meinen, ich muss den Zeitpunkt meines Todes festlegen. Das müssen Sie nicht. Selbstbestimmtes Sterben ist kein Suizid, im Gegenteil. Ich lasse das Sterben zu. Gehe dem Tod gelassen entgegen.»

Im Interview mit der Aargauer-Zeitung sagte Roland Kunz auf den Hinweis des Interviewers, man müsse nicht heroisch sterben: «Das ist ein wichtiger Punkt. Wer wirklich zeigen will, dass er selbstbestimmt gestorben ist, macht das mit einer Sterbehilfeorganisation.» Es könne vorkommen, dass Patienten unter Druck geraten: Plötzlich komme die Natur mit einer schweren Erkrankung dazwischen und sie merkten, dass sie doch nicht selbst entscheiden können, sondern das Schicksal entscheidet, setzt das Ende. «Da wäre mehr Gelassenheit nötig», sagt Roland Kunz. «Man muss etwas geschehen lassen können. Das müssen wir wieder lernen.»

Die einfachste Übung sei das Abschiednehmen abends beim Einschlafen: Da üben wir immer das Loslassen im Kleinen», sagt Roland Kunz.

Im Anschluss an den Vortrag moderierte Dr. Alois Birbaumer eine Fragerunde auch mit Fragen aus dem Publikum. Danach offerierte die Hospizgruppe einen Apéro an welchem rege ausgetauscht wurde.


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