Andrea Schena: «Es ist mein Herzenswunsch, kraftvolle Momente zu schenken»

Andrea Schena-Kurath heisst die Geschäftsleiterin der Hospizgruppe Sarganserland. Wir stellen sie vor.

Andrea Schena: «Es ist mein Herzenswunsch, kraftvolle Momente zu schenken»

1. August 2021 0
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Andrea Schena-Kurath, heisst die Geschäftsleiterin der Hospizgruppe Sarganserland. (Foto: Eddy Risch).

Ab Montag, 2. August 2021 führt Andrea Schena-Kurath, 43, die Geschäfte der Hospizgruppe. Im Interview mit Martin Schuppli erläutert sie ihre Aufgaben und erzählt, wie sie die Mischung von Home-Office im Albulatal und Anwesenheit im Sarganserland managen will. Und sie verrät, wie wichtig ihr die Ritualarbeit ist.

Andrea, du bringst eine vielfältige Erfahrung in Administration und Organisation mit. Was waren deine Aufgaben bei den Bergbahnen Lenzerheide?
Als Assistentin der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrates war es meine Aufgabe, das BackOffice für den CEO effizient und effektiv zu führen. Ich organisierte GL- und Verwaltungsratssitzungen, schrieb die Protokolle. Die Vertragsverwaltung gehörte zu meinen Aufgaben und ich realisierte Präsentationen für Referate des CEOs, versah allgemeine administrative Aufgaben.

Du bringst Erfahrung mit aus dem öffentlichen Dienst.
Stimmt. Auf der Gemeindeverwaltung Albula/Alvra war ich zuvor 14 Jahre in den Bereichen Einwohnerkontrolle, Steueramt, Vorstandssekretariat, Internetauftritt etcetera tätig.

Was gehört zu deinen Aufgaben in der Hospizgruppe?
Im fünfzig-Prozent-Pensum führe ich die operativen Geschäfte. Sie umfassen insbesondere die Organisation der Freiwilligenarbeit. Das heisst ich rekrutiere Begleitende, organisiere ihre Aus- und Weiterbildung.

Du übernimmst ebenso die Einsatzplanung.
Genau. Damit wollen wir die Gruppenleiterinnen sowie die Präsidentin entlasten. Sie engagieren sich weiterhin in der Einsatzplanung, übernehmen Wochenend-Piketts.

Das ist noch nicht alles, oder?
Nein, nein. Ich verwalte den Verein (lacht), mache Öffentlichkeitsarbeit und übernehme Koordinationsaufgaben.

Du bist in meinen Augen eine Traumbesetzung. Erstens schmeisst du das Hospizbüro, zweitens bringst du als Ritualgestalterin und als Trauerbegleiterin eine hohe Affinität mit zu unseren Themen. Diese Mischung gefällt dir. Warum?
Während meines beruflichen Werdeganges bin ich meiner Grundausbildung als kaufmännische Angestellte immer treu geblieben. Zusätzlich habe ich mich stetig weitergebildet und so startete ich im Jahr 2015 den Ausbildungslehrgang für professionelle Ritualleitung und Ritualberatung. Seither widme ich einen grossen Teil meiner Tätigkeit der Ritualarbeit.

Das brachte dich vermehrt mit Trauernden in Kontakt.
Richtig. Seit ich Abschiedsrituale gestalte und begleite, komme ich vermehrt in Berührung mit Menschen in Trauer und in schweren Lebenssituationen. Deswegen bildete ich mich in der Trauerarbeit weiter.

Rituale helfen Menschen, das Leben zu leben.
So ist es. Durch die Ritualarbeit erfahre ich, wie unterstützend es ist, wenn wir Menschen in schweren Lebensphasen wohlwollend und achtsam begleiten. Ich biete ihnen einen ‹Raum› an, der einen mitträgt und Verbundenheit spüren lässt. Einen ‹Raum›, der Kraft spendet und Vertrauen schenkt.

Dieses Wissen fliesst ein in deine Funktion als Geschäftsstellenleiterin.
Ja. Ich kann zum einen auf meine kaufmännische Berufserfahrung zählen und zusätzlich mein Wissen aus der Ritual- und Trauerarbeit einfliessen lassen – je nach Situation. Es ist mein Herzenswusch, kraftvolle Momente zu schenken, so wie es unsere Begleitenden machen.

Du wohnst im Albulatal, in Alvaneu. Der «Arbeitsweg» ist kein Hinderungsgrund, denn du organisierst dich im Home-Office. Wirst du dann und wann physisch vor Ort sein, damit wir dich kennenlernen?
Oh ja! Auf jeden Fall. Ich möchte so rasch wie möglich das Team der Begleitenden kennen lernen. Mir ist der Erfahrungsaustausch mit allen Vereinsmitgliedern sehr wichtig. Ich werde an den Sitzungen, Höcks, öffentlichen Anlässen und für Abklärungen, wann immer möglich dabei sein.

Was spricht dich an am Hospizgedanken? Warum engagierst du dich?
Ich bin nun 43 Jahre alt und stehe mitten im Leben. Wichtig ist mir die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit sowie mit der meiner Mitmenschen. Ich mache mir Gedanken über das Sterben und den Tod. Mir ist klar, wie hilfreich es ist, wenn da Menschen sind, die einen dabei unterstützen oder begleiten. Deshalb erhoffe ich mir, dass wir in der Gesellschaft wieder vermehrt über die Vergänglichkeit, über das Sterben reden können und wir so wieder mehr Vertrauen in diesen Prozess erhalten.

Sassest du schon einmal am Bett eines Schwerkranken, einer Sterbenden? Was hats mit dir gemacht?
Den Sterbeprozess meiner Schwiegereltern habe ich als nahestehendes Familienmitglied miterlebt. Mich beeindruckte, wie die Angehörigen die Sterbenden begleiteten. Der natürliche und offene Umgang der vier Söhne mit den sterbenden Eltern berührte mich.

Dein Schwiegervater ist zu Hause in der Stube gestorben.
Ja und er wurde zwei Tage lang dort aufgebahrt. Alle aus dem Dorf konnten sich verabschieden. Es war eine friedvolle und ruhige Stimmung. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Du bist an unterschiedlichen Orten aufgewachsen, deine Eltern wohnen wieder im Sarganserland. Was verbindet dich mit der Region und den hier wohnenden Menschen?
Ich bin gebürtige Flumserin. Mein Vater ist am Flumserberg aufgewachsen. Wann immer möglich, verbrachten wir früher die Zeit am Flumserberg. Es war mein zweites Zuhause.

Du warst als Jugendliche Mitglied im Skiclub Flums und gehörtest dem Skiverband SSW an.
So ist es. Ich war und bin nach wie vor eine leidenschaftliche Schneesportlerin. Ein Teil meiner Familie lebt im Sarganserland. Ebenso eines meiner Gottikinder. (Sie lacht) Und den Bündner heiratete ich vor 14 Jahren auf Sennis-Alp.

Danke fürs Gespräch Andrea. Ich wünsche dir einen guten Start.

Interview: Martin Schuppli, 26. Juli 2021


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